So, der erste Tag nach dem Festival ist vorbei - Zeit für einen kleinen Rückblick.
Der Mittwoch fing ja schon mal gut an: Den ersten Zug hatte ich gleich mal verpasst, den nächsten dann nur ganz knapp erwischt. Dafür durfte ich dann feststellen, dass ich beim Fünf-Minuten-Panikpacken nur Pullis in die Tasche gesteckt hatte. Aber dafür noch das Namensschild aus Wien dabei hatte. Also gut organisiert wie immer.
Gut, dass Sunny bereits die Lage sondiert hatte, und mich ziemlich zielstrebig in Richtung Hostel schieben konnte. Dann gings auch gleich ganz fix aber immer noch fashionably zu spät zum Mexikaner neben dem Metropolkino, wo Marco und Babasko ganz uncool schon pünktlich auf uns warteten.
Der Rest der Forumsgang stieß dann auch so nach und nach zu uns und bei leckerem Essen und feinen Cocktails ging es natürlich wie zu erwarten recht bekloppt zu.
Dann nix wie ab ins Metropol - immerhin hatten wir da was von umsonst-Sekt gehört, den durften wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Etwas zu früh und leider nicht aufgedonnert genug, standen wir dann eine ganze Weile in der Lobby und beobachteten das Treiben auf dem roten Teppich. Wenn wir gewusst hätten, was wir dann später wussten, wäre der Auftritt eines gewissen Schnuffels garantiert nicht so quiekfrei abgelaufen ... Aber ich greife vor. Jedenfalls war vom Sekt weit und breit nichts zu sehen und es bedurfte einer ganzen Weile und eines mutigen Menschen bis wir herausfanden, dass es an der Whiskybar im Foyer Flüssiges for free gab. Damit ließ sich dann auch die Zeit bis zum Beginn des Films ganz gut überbrücken.
Das erste leichte Chaos herrschte da natürlich auch schon: einige tapfere Forumshelden (inklusive Marco) hatten keine Karten mehr bekommen und mussten noch eine ganze Weile bibbern, bis sie dann doch noch einen Sitzplatz bekamen.
Erste Enttäuschung des Abends: Es gab nicht wie im letzten Jahr für jeden Besucher der Eröffnung ein Programmheft zum Mitnehmen. Das mussten wir uns dann auf anderem Wege besorgen.
Im Kino wurden so lange einige Trailer für die Festivalfilme gezeigt und auch eine Minidoku über das letztjährige Festival. Die Trailer ließen schon erkennen, dass die meisten Filme nicht unbedingt besonders happy werden würden, die Doku war ganz nett anzusehen.
Dann begann der unangenehme Teil des Abends. Letztes Jahr hatten wir die, wie soll ich sagen, weniger guten Reden ja noch auf die äußeren Umstände geschoben, dieses Jahr ist uns noch keine Entschuldigung eingefallen. Kurz: Bei den meisten Rednern war man froh als es vorbei war. Ausnahme war wie letztes Jahr wieder Meera Shankar, die indische Botschafterin. Dann wurde noch der Schwiegersohn des Maharadschas von Jaipur auf die Bühne gezerrt, was ihm offensichtlich unangenehm war - aber hey, immerhin sind wir jetzt alle zu ihm eingeladen.
Und dann durften endlich den Film sehen. Ich muss ja zugeben, dass ich mir Outsourced vermutlich nicht angeschaut hätte, wenn er nicht bei der Eröffnung gelaufen wäre, weil mich die Beschreibung im Festivalprogramm so gar nicht angesprochen hatte. Und das wäre ein riesiger Fehler gewesen: Outsourced ist der beste Film, den ich dieses Jahr in Stuttgart gesehen habe.
Der Film ist unglaublich sympathisch, witzig, berührend, bezaubernd und wunderschön gefilmt, der Humor funktioniert großartig, die Schauspieler (allen voran Oberschnuffel und Original-Don-Liebhaber Josh Hamilton) sind toll (und sehr, sehr schnuffig! Und nett! Und totale Schnuffels! - und ich quieke hier schon wieder vor mich hin. Dabei wollte ich mich doch zusammenreißen.) und das tollste Handy der Welt darf auch mitspielen. Die Mischung aus Liebeskomödie, Indien für Dummies, Call-Center-Wahnsinn funktioniert ganz grandios und eigentlich ist es schade, dass der Film so schnell wieder vorbei ist.
Sobald die DVD draußen ist, gehört sie mir. Und meine Familie ist schon darauf vorbereitet, dass ich sie komplett ins Kino schleife. Outsourced wird nämlich hoffentlich (vermutlich noch im Herbst) in die deutschen Kinos kommen - Pflichtprogramm!
Anschließend sollte es noch eine kleine Q&A-Session geben, schließlich waren Regisseur John Jeffcoat, Josh Hamilton und Ayesha Dharker im Schnuffeldreierpack erschienen, aber die kam nicht gleich in Gang und wurde deshalb sofort wieder abgewürgt. Schließlich gabs ja noch ne Party im Filmhaus.
Da mussten wir leider feststellen, dass die schicken Rumgammelliegen Geschichte sind - stattdessen gab es Rumgammelbanksofateile, die eher unbequem waren. Die Stimmung war ganz nett, die Gang rottete sich zusammen und gaffte ziemlich schamlos in Richtung Schnuffel. Drinnen gabs Büffet und eine Tänzerin, wobei das Interesse irgendwie eher dem Büffet galt. Und irgendwann nahmen wir auch unseren Mut zusammen und ergatterten schnuffelige Autogramme und ein Schnuffelfoto.
Zurück im Hostel fiel uns als erstes auf, dass die Wände ein bisserl arg dünn waren aber zum Glück konnten wir das Scharchkonzert von nebenan dank High-Tech (sprich: MP3-Player) ausblenden.
Am Donnerstag gabs ne kurze Festivalpause, dafür gingen Sunny und ich einen kleinen wonnepropigen Baadshah und seine Mama besuchen und verbrachten einige Zeit damit, gewisse Personen zu googeln und ich stellte fest, dass es gar nicht so schlecht ist, eine Schwester zu haben, die sämtliche Staffeln von Sex and the City im Schrank hat.
Anschließend wurde die Stimmung depressiver: wir sahen den Marathifilm Restaurant, so ziemlich das Gegenteil vom Abend vorher. Langweilig, deprimierend, nicht besonders attraktiv gefilmt - und mit einer Hauptfigur, die ich erstens unglaublich unsympatisch und schlichtweg dumm fand, und die mir nach 10 Minuten einfach nur vollkommen egal war. Außerdem gabs den wohl unappetitlichsten Apfelkuchen der Welt zu sehen. Noch dazu gab es ein Problem mit dem Format des Films und hatten die Schauspieler meistens nur einen halben Kopf. So gabs wenigstens etwas zu lachen. Fazit: Zeitverschwendung. Lieber nochmal Outsourced schauen.
Deprimiert wie wir danach waren, haben wir ganz böse den Chetan Anand-Film, Neecha Nagar, den wir eigentlich auf dem Programm hatte, sausen lassen und sind lieber ausgiebig *hust* über das, was vom Food Festival nach wetterbedingten Absagen übrig ist und über den Basar, der ungefähr so beeindruckend ausfällt wie im letzten Jahr, geschlendert. Dann noch schnell über den Fischmarkt (ich danke meiner permanent verstopften Nase)und dann doch lieber lecker indisch essen gegangen. Es dauerte zwar, bis wir das Restaurant gefunden hatten, aber so hatten wir wenigstens etwas Bewegung.
Vollgefressen und wieder ganz gut drauf kugelten wir wieder ins Kino um eine Runde Abhishek anzugaffen (und die Schnuffel, die sich kollektiv ins Festival gestürzt haben, weshalb wir sie spontan noch viel toller finden).
Guru hatte ich mir ja bis zum Festival aufgespart, weil ich mir sicher war, dass der auf der Leinwand einfach besser wirkt als auf meinem Bildschirm - und damit lag ich nicht falsch. Optisch ist er jedenfalls ziemlich schick, die Musik ist eh klasse, die Tanzszenen machen Spaß und die Schauspieler sind ziemlich gut. Nur leider sind Story und Message irgendwie nicht so ganz mein Ding, gelinde gesagt. Bis kurz nach der Intermission fand ich den Film einigermaßen fesselnd und die Hauptfigur zwar nicht gerade heldenhaft sympathisch aber wirklich interessant. Danach folgte aber leider ein WTF-Moment dem anderen. Da fälschen heldenhafte, wahrheitsliebende, wirklich sympathische (und schnuffige, weil Madhavan!) Reporter Fotos, da wird mal eben schnell erklärt, dass Korruption und Betrug eigentlich ja ganz OK sind, wenn man nur genügend Aktionäre hat uns wenn man vor Gericht schicke Reden halten kann. Äh ja. Sehr ... äh ... moralisch hochwertig. Im Prinzip wird der schicke Anfang innerhalb einer halben Stunde komplett zunichte gemacht. Dafür fällt mir mal wieder auf, wie gerne ich Aish eigentlich wirklich mag. Barso Re allein wäre schon fast die Anschaffung der DVD wert ...
Anschließend trollten wir uns wieder zum Mexikaner, wo der Begriff Servicewüste mal wieder beeindruckend veranschaulicht wurde. Der Nebentisch wurde übrigens um einiges netter bedient - immerhin bekamen die noch Nachos, nachdem man uns bereits gesagt hatte, dass die Küche definitiv zu hat. Kokosmargaritas gabs auch nicht mehr, die Bedienung ließ sich so gut wie gar nicht bei uns blicken - und wehe dem, der den Zigarettenautomaten bedienen muss ... Da verwunderte auch der ziemlich unsanfte Zapfenstreich nicht mehr.
Der Freitag begann mit einer Runde Shopping - immerhin sind Pullis bei angekündigten Backofentemparaturen nicht gerade praktisch. Außerdem bin ich zu doof zum Kaffeetrinken, also waren neue T-Shirts unbedingt notwendig. Anschließend versuchten wir bei einer großen Drogeriemarktkette noch Seifenblasen zu fangen, staubten ein paar Freebies und Luftballons ab und machten dann eine große Elektronikmarktkette unsicher.
Dann war es Zeit für das mittlerweile traditionelle Forumsmittagsessen im Amadeus. Mittlerweile war die Gang auch schon größer geworden und neben Schnuffelschwärmereien hatten wir auch noch Zeit das faszinierende Tierleben Baden-Württembergs zu beobachten.
Anschließend beginnt ein tödlicher Filmnachmittag - tödlich natürlich nicht für uns zum Glück, aber für die armen Leute in den Filmen. Der Body Count ist beeindruckend. Dass ich Omkara fantastisch finde, brauche ich wohl nicht mehr extra zu erwähnen.
Der nächste Programmpunkt waren ein paar Kurzfilme - und da ging gleich mal alles schief. Die Moderation (ähnlich kompetent wie im letzten Jahr) war ganz ganz schlimm - man sollte zumindest von den anwesenden Gästen die Namen richtig aussprechen können. Dann versagte gleich beim ersten Kurzfilm (O:O pm von Surendra Hiwarale) die Technik: erst gabs abgeschnittene Köpfe, weil die richtige Linse fehlte, beim zweiten Versuch (diesmal von DVD) war der Ton zum weglaufen und das ganze kurz vor Schluss auch noch gnadenlos hängen und auch ein dritter Versuch scheiterte kläglich. Schade, denn ich habe das Gefühl, dass der ganz interessant sein könnte, wenn man ihn vernünftig anschauen würde. Eine zweite Vorführung am Samstag scheint funktioniert zu haben - aber da war ich anderweitig beschäftigt.
Die weiteren Filme liefen dann aber reibungslos:
Printed Rainbow von Gitanjali Rao ist ein ganz netter Animationsfilm über eine alte Frau und ihre Katze, die sich in Zündholzschachtelbilder reinträumt.
Spandan - The Hearbeat von Saillesh Dupaare, der wohl als bester Kurzfilm des Festivals geehrt wurde (WTF???) , ist ziemlich unsubtile Propaganda für Lebendorganspende oder so aber ganz nett gefilmt.
The Morning Fog von Aminta Goyel fand ich ziemlich interessant, auch wenn mir die Hauptfigur ein bisschen unsympathisch blieb.
Kindle von Nitin Shingal gefiel mir am besten von den Kurzfilmen - sehr düster, verschachteltes Storytelling - ganz schick.
No Fear von Vicky Khandpur - irgendwie fällt mir dazu nicht wirklich was ein, ich fand ihn eher albern und lasch.
Bombay Skies von Rita Rani war der einzige Film, der den Bodycount nicht erhöht hat und auch ansonsten der optimistischte von allen. Also eine gute Ablenkung zur eher düsteren Grundstimmung. Ziemlich sympatisch, auch wenn ich den Schluss etwas zu abrupt fand und ein paar Minuten mehr dem Film getan hätten.
Die abschließende Q&A-Session war ziemlich desaströs - was auch wieder an der unvorbereiteten Moderation lag. Ich habe so das Gefühl, dass da spontan irgendjemand einen Zettel in die Hand gedrückt bekommen hat und ins Kino geschoben wurde.
Nach einer kurzen Verschnaufpause sammelte sich der ganze Haufen (bis auf ein paar Deserteure) wieder und schaute Don an. Ich fand den jetzt beim zweiten Mal immer noch recht unterhaltsam - eine Meinung, die nicht von vielen geteilt wird, so verließen die Schnuffels relativ bald das Kino.
Nach dem Film konnte ich erstmal feststellen, dass meine EC-Karte wohl mittlerweile schon zu verkratzt ist und deswegen nicht mehr funktioniert, aber das Bombay Dub Orchestra sorgte im vollen Innenhof für sehr schicke musikalische Ablenkung. Und uns wurde klar, dass die Schnuffels einfach schlauer sind als wir - die hatten nämlich schicke Plätze in der ersten Reihe, während wir hinten erst nach und nach ein paar Stühle ergatterten.
Am Freitag gabs auch schon eine Hiobsbotschaft: Dor fällt aus, weil die Filmkopie nicht angekommen ist. Das ist natürlich ganz übel - immerhin wollten den so ziemlich alle sehen.
Dafür traf sich ein Grüppchen am Samstag spontan zum richtig leckeren Mittagessen beim sehr schicken Selbstbedienungs-Italiener gegenüber vom Kino und genehmigte sich anschließend noch ein Eis und ein ganz grandioses Fußbad im Brunnen auf dem Schloßplatz.
Der einzige Film, den ich am Samstag gesehen habe, ist Pyaar Ke Side Effects, den ich mir nie angeschaut hätte, wenn Marco nicht am Mittwoch gemeint hätte, der sei toll. Und recht hat er: Rahul Bose ist irrsinnig sympathisch und schnuffig, der Film ist wirklich witzig, Mallika hat zwar eine etwas undankbare Rolle als stereotype Zicke, ist aber total süß und die Musik ist ebenfalls recht schick.
Wegen der Hitze verkriechen wir uns erstmal im Hostel und duschen eine Runde. Nicht, dass das etwas gebracht hätte, aber den Versuch war es wert. Dann noch schnell aufgebrezelt und ab zum abendlichen Forumstreffen. Wir erstürmen ein paar Gartengarnituren eines Cafes am Schlossplatz und gehen dem sichtlich gestressten Kellner noch ein bisschen mehr auf die Nerven. Und natürlich machen wir auch sonst jede Menge Un- und Blödsinn.
Nicht mehr ganz vollzählig (die Herren der Schöpfung haben sich alle mehr oder weniger elegant davongeschlichen bzw. sich gleich von Anfang an gedrückt) gehts dann zur Boogie Night - auf der noch gar nicht so viel los ist, als wir ankommen. Das ändert sich zwar recht schnell, als KANK vorbei ist, aber die Stimmung ist im vergleich zum letzten Jahr etwas lascher.
Während ich mir auf der Tanzfläche die Brille kaputtbhangraen lasse, schafft es der Rest irgendwie Schnuffel abzuschleppen - wobei wir feststellen können, wie nett und schnuffig der tatsächlich ist. Auch Schnuffel Nummer zwei gesellt sich irgendwann dazu und zeigt, dass er den Schnuffeltitel wirklich verdient. Und schließlich schaffen es unsere Heldinnen auch noch Oberschnuffel auf die Tanzfläche zu zerren - Respekt!
Wir haben dann doch relativ früh das Handtuch geworfen - man soll ja gehen wenns am schönsten ist - und sind zum Taxi gestolpert um vor Abfahrt des Zuges noch gefühlte zwei Minuten Schlaf zu erhaschen, weil ich ja mittags schon wieder zuhause sein musste.
Und jetzt isses wieder vorbei. Das diesjährige Festival war besser organisiert und vor allem sympathischer durchgeführt als letztes Jahr aber immer noch vor allem und ganz besonders wegen der vielen fantastischen, bekloppten, sympathischen, lustigen, netten, schnuffelstalkenden, wurmliebenden, schnuffigen, grandiosen Leute, mit denen ich meine Zeit verbringen durfte, ein grandioses Erlebnis. Ich vermisse euch ganz furchtbar und fordere ein Bollywoodblogger- und Forumsmenschen-Treffen in wirklich naher Zukunft!
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Mehr Text!
Zu viel Text! Weg damit!